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Schreitet ins Leben zurück! 
Nehmet den heiligen Ernst mit hinaus, 
denn der Ernst, der heilige, 
macht allein das Leben zur Ewigkeit.
Johann Wolfgang von Goethe

Herbst


Der Sonnenstrom, der alles Leben tränkte,
ergab sich still in jedes grüne Blatt,
bis auch der Herbst sich dieser Erde schenkte,
wie sich der Sommer hingegeben hat.
"O Herbst, du gehst in flammendroten Farben,
im sehnsuchtsvollen märchenhaften Kleid,
und in den Scheunen träumen goldne Garben
vom Frühling und dem Anbeginn der Zeit!"
So ist wohl auch des Menschen ganzes Leben
ein Gang über die weite Sternenflur,
Frühling und Sommer all auf seinen Wegen,
von Herbstlichtrot flammt seine Opferspur.
Ist alles Opfer nicht ein Früchtereifen,
reift nicht die Himmelsfrucht der Erdenzeit?
So will der Geist diese Natur begreifen
als Gleichnis seiner eignen Ewigkeit:
"Du hast dich an das Leben hingegeben,
der Sommer zog in deine Seele ein,
ein Gral von Gold aus lauter Sternensegen -
so kannst du auch im Winter Sonne sein!"

Schicksal


Die Fäden, die des Menschen Schicksal lenken,
die trennt der Mensch auf Erden nur zum Schein,
sind es doch Götter, die sich nieder senken,
uns Menschen Menschlichkeit erst zu verleih'n.
So trennen und so finden sich die Wege,
die wir vereint und oftmals einsam geh'n -
zur Mitternacht auf monderhelltem Stege,
da sah ich ihn im tiefen Himmel steh'n:
"Stern meines Schicksals, sonnenwarm gewoben,
in dir reift meine Frucht aus Erdenzeit,
ich fühl mich meiner Einsamkeit enthoben,
führst du mich erst zu echter Menschlichkeit!"
"O Mensch, der du des Allerlebens Blüte",
flüstert' der Stern, so leis, ich hört' ihn kaum,
"Frucht allen Lebens ist des Menschen Güte,
durch Leid und Tod blüht sie am Lebensbaum.
Durch Güte erst reichen wir uns die Hände,
und alles Tun bringt uns dem Bruder nah,
dem Bruder, der zur ew'gen Sonnenwende
in sich des Bruders Blüte blühen sah!"

EINSAMKEIT


Gestern Nacht wünscht ich, du wärst bei mir gewesen -
aus Einsamkeit hab ich ein Buch gelesen,
von unsres Kaspar Hausers tiefem Seelenleid -
und von der Kraft in ihm, der Seele ohne Streit.
Da sah ich was mein eig'nes Leben hemmt -
was mich vom großen wahren Leben trennt:
Die Lust der Vielen, die im Innern streiten,
ein Kampf, wahrhaftig - noch aus alten Zeiten!
Ich fragte ihn: "Wie kann ich mich befrein?"
"Lern' lieben", sprach er, "Mensch lern' zu verzeih'n!
Der Streit gleicht einem tausendköpf'gen Drachen.
Ist's Außen still, so ist's der inn're Rachen.
Zum Fressen, ja, da ist er stets bereit,
und gut frißt er - ist unter Menschen Streit.
Wer den besiegt, der kennt die Ewigkeit -
Die Andern träumen nur und nennen es die Zeit!
Und du mußt einsam sein solang' du dies nicht fasst,
und mit dem Menschen noch die inn're Gottheit hasst.
Ewig vereint nur werden jene Menschen sein:
Die wahrhaft Liebenden - die stets aufs Neu' verzeihn!"

WIE KÖNNTE ICH?

Wie könnte ich dir Flügel geben, 
die nur die Liebe uns schenkt,
für den Flug deiner Sehnsucht in das Herz der Welt ?
Wie könnte ich dir Wurzeln geben, 
wenn ich einmal erkannte, dass jeder im anderen wurzelt, 
in der himmlischen Tiefe einer ewigen Erde?
Wie könnte ich dir Gründe zu bleiben geben, 
wenn ich sah, dass deine Freiheit wie der Wind ist, 
der immer weht, wann und wohin er will?

Einsamkeit

EINSAMKEIT
Gestern Nacht wünscht ich, du wärst bei mir gewesen -
aus Einsamkeit hab ich ein Buch gelesen,
von unsres Kaspar Hausers tiefem Seelenleid -
und von der Kraft in ihm, der Seele ohne Streit.
Da sah ich was mein eig'nes Leben hemmt -
was mich vom großen wahren Leben trennt:
Die Lust der Vielen, die im Innern streiten,
ein Kampf, wahrhaftig - noch aus alten Zeiten!
Ich fragte ihn: "Wie kann ich mich befrein?"
"Lern' lieben", sprach er, "Mensch lern' zu verzeih'n!
Der Streit gleicht einem tausendköpf'gen Drachen.
Ist's Außen still, so ist's der inn're Rachen.
Zum Fressen, ja, da ist er stets bereit,
und gut frißt er - ist unter Menschen Streit.
Wer den besiegt, der kennt die Ewigkeit -
Die Andern träumen nur und nennen es die Zeit!
Und du mußt einsam sein solang' du dies nicht fasst,
und mit dem Menschen noch die inn're Gottheit hasst.
Ewig vereint nur werden jene Menschen sein:
Die wahrhaft Liebenden - die stets aufs Neu' verzeihn!"
Leis auf zarten Füßen naht es,
vor dem Schlafen wie ein Fächeln:
Horch, o Seele, meines Rates,
laß dir Glück und Tröstung lächeln -:
Die in Liebe dir verbunden,
werden immer um dich bleiben,
werden klein und große Runden
treugesellt mit dir beschreiben.
Und sie werden an dir bauen,
unverwandt, wie du an ihnen, -
und, erwacht zu Einem Schauen,
werdet ihr wetteifernd dienen!

Christian Morgenstern

Im Garten der Zeit

Im Garten der Zeit sah ich dein Gesicht,
wo Wege sich winden zum Lebensbaum
und deine Schritte vom Tal ins Licht
der Berge führen im Lebenstraum -
reich' ich dir die Hand.

Wo in dem Schatten der Weltenzeit
sich Wege begegnen im Lebenswald,
und Spuren führen durch Jung und Alt,
zur stillen Lichtung der Ewigkeit -
reich' ich dir die Hand.

Im Garten der Zeit sah ich dein Gesicht,
wo der Himmel die Erde so sanft berührt,
wo am Toten ersteht unser Lebenslicht,
und Liebe vom Irrtum zur Wahrheit führt -
reich' ich dir die Hand.

Wenn ich dich einst finde im Weltenlicht,
wo Geist, sich erkennend, im Leben webt,
ersteht mir von neuem dein Angesicht,
wo neu, immer neu die Gestalt sich hebt -
'reich ich dir die Hand.

Im Garten der Zeit seh ich dein Gesicht,
wo Menschen vom Abbild der Welt befreit,
die Erde erheben zum Sternenlicht,
und Zeit selbst sich wandelt zur Ewigkeit -
reich' ich dir die Hand.


Johann Wolfgang Busch

Das Rätsel

Manchmal, da frage ich leise
wohin mein Weg mich wohl führt,
und wenn ich lache und weine,
wer ist es, der dies alles spürt?


Und wenn ich dich innig liebe,
o Menschenkind in der Zeit,
wer liebt dich durch meine Gefühle,
durch Tode und Ewigkeit?

Ein Rätsel bin ich mir selber,
ein Rätsel auf sprachlosem Mund,
ein Bote aus uralten Zeiten,
ein Flüstern aus tiefstem Grund:

"Ich bin es, der durch dich lebte
im tiefenden Traume der Zeit,
und wirst du mich einmal erkennen,
dann bist auch du selber befreit!"

J.W. Busch
Getrost das Leben schreitet
zum ewgen Leben hin;
von innrer Glut geweitet
verklärt sich unser Sinn.
Die Sternenwelt wird zerfließen
zum goldnen Lebenswein,
wir werden sie genießen
und lichte Sterne sein.

Die Lieb ist frei gegeben,
und keine Trennung mehr.
Es wogt das volle Leben
wie ein unendlich Meer.

Nur eine Nacht der Wonne -
ein ewiges Gedicht -
und unser aller Sonne
ist Gottes Angesicht.

- Novalis -
Es

Es gibt etwas, das ist erstrebenswerter als jedwede Religion.
Es ist selbst keine Religion und kein dogmatisches System.
Es strebt auch keine religiöse Macht hier auf der Erde an.
Es ist Flüstern der Ewigkeit aus unser'm eig'nen Herzen.
Es ist der Freiheit Liebeslied aus unser'm tiefsten Grund.

Johann Wolfgang Busch
Das Sterbliche dröhnt in seinen Grundfesten,
aber das Unsterbliche fängt heller zu leuchten an
und erkennt sich selbst.
Novalis

Das Lächeln

Das Lächeln

Einst kam ein Lächeln mit dem Wind,
So zauberhaft und ewig frei -
Und flog zu dir, mein liebes Kind,
Damit es immer bei dir sei.

Die Menschen freuten sich daran,
An jenem Lächeln und dem Wind,
Weil sie erkannten, dass das Kind
Im Menschen ewig lächeln kann.

Und mancher trug es mit sich fort
Und schenkt es weiter einem Kind -
An einem weit entfernten Ort
Sah man das Lächeln und den Wind.

Weil dieses Lächeln ewig frei
und ein Geschenk des Geistes sei,
Darum nun kommt es mit dem Wind
In alle Welt - zu jedem Kind!


Johann Wolfgang Busch
Wer sich zwischen den Sternen bewegt,
kann nur noch lächeln
über die kostbaren Fußböden der Reichen
Lucius Annaeus Seneca
Alles unser Wissen ist ein Darlehn der Welt und der
Vorwelt. Der tätige Mensch trägt es an
die Mitwelt und Nachwelt ab; der untätige stirbt mi
t einer unbezahlten Schuld. Jeder, der
etwas Gutes wirkt, hat für die Ewigkeit gearbeitet.
Schiller
(Für Johannes Groß, Jena, den 22. September 1790)
"Nur durch den Pfad der Nacht
erreicht man immer wieder
die Morgenröte"
(arabisch)
Bild anklicken zum Vergrößern
J.W. Busch
"Lebe so, als ob du heute sterben würdest,
aber lerne so, als ob du ewig leben würdest."
Orientalische Weisheit
Gedicht von Novalis
aus "Hymnen an die Nacht"

Getrost, das Leben schreitet
Zum ew'gen Leben hin;
Von innrer Glut geweitet
Verklärt sich unser Sinn.

Die Sternwelt wird zerfließen
Zum goldnen Lebenswein,
Wir werden sie genießen
Und lichte Sterne sein.

Die Lieb ist frei gegeben,
Und keine Trennung mehr.
Es wogt das volle Leben
Wie ein unendlich Meer.

Nur eine Nacht der Wonne –
Ein ewiges Gedicht –
Und unser aller Sonne
Ist Gottes Angesicht.

Novalis