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"Kinder sind Reisende, die nach dem Weg fragen"
(Autor mir unbekannt)
. .. ... .....
"Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein..."
(Neues Testament)

Wir sind Fremde
von Insel
zu Insel.
Aber am Mittag,
wenn uns das Meer
bis ins Bett steigt
und die Vergangenheit
wie Kielwasser
an unsern Fersen abläuft
und das tote Meerkraut am Strand
zu goldenen Bäumen wird,
dann hält uns kein Netz
der Erinnerung mehr,
wir gleiten
hinaus,
und die abgesteckten
Meerstraßen der Fischer
und die Tiefenkarten
gelten nicht
für uns.
Hilde Domin

BLÜTEN AUF WEITER FLUR


Die Jugend streut den Frühling aus,
Blüten auf weiter Flur -
das Alter sammelt in sein Haus
des Herbstes gold'ne Spur.
Die Jugend flicht das Sonnenlicht
zum Kranz, der wallend fließt -
das Alter sieht sein Angesicht
im Kreise, der sich schließt:
Im Blatt so welk, von rotem Gold,
der Linien zartes Spiel,
von Tränen, ach, und auch so hold,
der Blüten, o, so viel!
So liegt im Herz der Winterzeit
in stiller Lebensglut,
die Knospe noch, der Ewigkeit -
brausender Jugend Blut!
So reiftet sie, man glaubt es kaum,
auf totgeglaubter Spur,
gestaltend sich zum Lebensbaum,
Blüten auf weiter Flur -

Herbst


Der Sonnenstrom, der alles Leben tränkte,
ergab sich still in jedes grüne Blatt,
bis auch der Herbst sich dieser Erde schenkte,
wie sich der Sommer hingegeben hat.
"O Herbst, du gehst in flammendroten Farben,
im sehnsuchtsvollen märchenhaften Kleid,
und in den Scheunen träumen goldne Garben
vom Frühling und dem Anbeginn der Zeit!"
So ist wohl auch des Menschen ganzes Leben
ein Gang über die weite Sternenflur,
Frühling und Sommer all auf seinen Wegen,
von Herbstlichtrot flammt seine Opferspur.
Ist alles Opfer nicht ein Früchtereifen,
reift nicht die Himmelsfrucht der Erdenzeit?
So will der Geist diese Natur begreifen
als Gleichnis seiner eignen Ewigkeit:
"Du hast dich an das Leben hingegeben,
der Sommer zog in deine Seele ein,
ein Gral von Gold aus lauter Sternensegen -
so kannst du auch im Winter Sonne sein!"

Schicksal


Die Fäden, die des Menschen Schicksal lenken,
die trennt der Mensch auf Erden nur zum Schein,
sind es doch Götter, die sich nieder senken,
uns Menschen Menschlichkeit erst zu verleih'n.
So trennen und so finden sich die Wege,
die wir vereint und oftmals einsam geh'n -
zur Mitternacht auf monderhelltem Stege,
da sah ich ihn im tiefen Himmel steh'n:
"Stern meines Schicksals, sonnenwarm gewoben,
in dir reift meine Frucht aus Erdenzeit,
ich fühl mich meiner Einsamkeit enthoben,
führst du mich erst zu echter Menschlichkeit!"
"O Mensch, der du des Allerlebens Blüte",
flüstert' der Stern, so leis, ich hört' ihn kaum,
"Frucht allen Lebens ist des Menschen Güte,
durch Leid und Tod blüht sie am Lebensbaum.
Durch Güte erst reichen wir uns die Hände,
und alles Tun bringt uns dem Bruder nah,
dem Bruder, der zur ew'gen Sonnenwende
in sich des Bruders Blüte blühen sah!"

Mut



Herzens-Mut
milde
gestimmt

kraftet heilsam,
schreitet mitten
hindurch.

Um-
geschmiedet
Schwert
pflügt tief
um

Zukunfts-Furch
Sternsaatenbeet
Menschheitsgebet.


JMatthias Hesse

EINSAMKEIT


Gestern Nacht wünscht ich, du wärst bei mir gewesen -
aus Einsamkeit hab ich ein Buch gelesen,
von unsres Kaspar Hausers tiefem Seelenleid -
und von der Kraft in ihm, der Seele ohne Streit.
Da sah ich was mein eig'nes Leben hemmt -
was mich vom großen wahren Leben trennt:
Die Lust der Vielen, die im Innern streiten,
ein Kampf, wahrhaftig - noch aus alten Zeiten!
Ich fragte ihn: "Wie kann ich mich befrein?"
"Lern' lieben", sprach er, "Mensch lern' zu verzeih'n!
Der Streit gleicht einem tausendköpf'gen Drachen.
Ist's Außen still, so ist's der inn're Rachen.
Zum Fressen, ja, da ist er stets bereit,
und gut frißt er - ist unter Menschen Streit.
Wer den besiegt, der kennt die Ewigkeit -
Die Andern träumen nur und nennen es die Zeit!
Und du mußt einsam sein solang' du dies nicht fasst,
und mit dem Menschen noch die inn're Gottheit hasst.
Ewig vereint nur werden jene Menschen sein:
Die wahrhaft Liebenden - die stets aufs Neu' verzeihn!"

UND LEISE WEHT DER WIND


Ich kenne einen Blumengarten,
dort singen die bunten Vögel
im saftigen Grün der Bäume
Lieder von ewiger Schönheit -
und leise weht der Wind.
Die Kinder spielen vergnügt
im lauschigen Schatten der Bäume.
In ihren Augen träumen
unbekannte Sterne -
und leise weht der Wind.
Ein Blumenmeer fließt lächelnd 
durch die Wiesen,
und flüstert Märchen,
die kein Mensch gehört -
und leise weht der Wind.
Vom Brunnen tönt die Hirtenflöte
durch den Garten,
unsterblich sind die Weisen
die sie spielt -
und leise weht der Wind.

UMKEHR


Für alles Funkeln des Lichtes,
das dir die Gnade gegeben,
verbrachte ein andrer sein Leben 
länger in Dunkel und Nacht.
Blieb er nicht stehen für dich 
auf einst gemeinsamen Wegen,
dass Weisheit dir würde und Licht?
Ward dir denn alle Erleuchtung
Goldglanz im eigenen Hause?
Kehrtest nicht um du,
rufend, gegangene Wege,
suchend den Freund
und die Blüten der Liebe?
Mochtest du nicht 
ihn nun erst wirklich verstehn?

LEBENSWEGE


Manche wünschen sich schon, dass es einen "richtigen Weg" für alle gäbe. Der Gedanke, dass es so viele Wege wie Menschen gibt, bereitet ihnen Unbehagen. Dabei bewahrt uns gerade diese Einsicht davor, irgendeine Ideologie über den einzelnen Menschen zu stellen.
Alle menschlichen Verfehlungen sind
das Ergebnis eines Mangels an Liebe.
Alfred Adler

Um Wirkung unbekümmert werken.
Das ist das hohe Lassen!
Der Gang der Freien.
 
Meister Eckhart

Der Weg

Der Weg ist wie ein leeres Gefäß,
man schöpft aus ihm,
doch er bleibt unerschöpflich.
Er ist ein Abgrund,
der Ursprung der zehntausend Dinge.
Er mildert die Schärfen,
löst die Knoten,
schwächt den blendenden Glanz,
wischt den Staub fort.
Der Weg verbirgt sich,
aber ist immer gegenwärtig.
Ich weiß nicht,
woher er kommt.
Er ist das ursprüngliche Bild
vom Ursprung des Himmels.

Laotse
Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist,
kommt ihm vieles entgegen
Johann Wolfgang von Goethe















Ich bin nicht ich!
Ich bin JENER,
der an meiner Seite geht, ohne dass ich IHN erblicke,
den ich oft besuche,
und den ich oft vergesse.
JENER, der ruhig schweigt, wenn ich spreche,
der sanftmütig verzeiht, wenn ich hasse,
der umherschweift, wo ich nicht bin,
der aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe.

Juan Ramon Jimenez, span. Nobelpreisträger für Literatur
Die Vögel vollführen am Himmel
die Kreise ihrer Freiheit.
Wie lernen sie dies?
Sie stürzen aus dem Nest,
und nur wenn sie herabstürzen,
öffnen sich ihre Flügel.

Rumi

Rückschau

Ein großes Staunen hat mein Herz bewogen.
Ich überschaue - wie das Kind im Sand
sein Burgenspiel - mein ganzes Schicksalsland:
die Wege, Gänge, die ich hingezogen ...

Die Menschen, die in Näh und weiter Ferne
der Völker Wesenheiten mir enthüllt,
die Geisteslicht und Dämonsmacht erfüllt ...
Ich suchte in Verworfnen noch die Sterne.
O welche Unrast war und welche Not!
An jeder Biegung lauerten Gefahren.
Jetzt fühl ich in den Lebensstationen
die Weltenrhythmen - und in jedem Tod
sich die geheimen Engel offenbaren.
Im Menschensein erklingen die Aeonen.

Paul Bühler
Alles Lernen ist nur
das Wegräumen von Ballast,
bis etwas übrig bleibt wie
eine leuchtende innere Stille.
Bis du merkst, dass du
selbst der Ursprung
von Frieden und Liebe
bist.

Sokrates
„Wenn man einen hohen Berg bestiegen hat,
stellt man fest, dass es noch viele andere
Berge zu besteigen gibt.“
Nelson Mandela