«Erkenne dich, leb΄ mit der Welt in Frieden!»

"So hat sich auch Goethe durch ein reiches Leben zu einem schönen Worte durchgerungen, dessen tiefen Sinn man ergründen sollte; aber nicht so, daß man glaubt – indem man hindeutet auf dieses Wort –, in jeder Lebenslage könne man es verstehen. Um es so zu verstehen, ist es – ich möchte das paradoxe Wort prägen – viel zu einfach. Denn es zu verstehen, ist jedem Kinde möglich. Aber wie es verstanden werden muß, wenn man es wie Goethe auf Grundlage einer reichen, einer überreichen Lebenserfahrung verstanden hat, ist es nicht jedem Kinde zu verstehen möglich. Ich meine das Wort: «Erkenne dich, leb΄ mit der Welt in Frieden!» Die Zusammengehörigkeit dieser beiden Sätze – und darauf kommt es an – zeigt uns: Es gibt keine Selbsterkenntnis, die nicht zu einem Leben mit der Welt in Frieden wirklich führte."
(Rudolf Steiner, GA 161, Seite 126)