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Unglück, Glück ?

Das Unglück
oder das Glück
was immer es ist
hält seine schmale
zerbrechliche Hand
im Schoß
und hält seinen Schoß
in der Hand
und hat helles Haar
und spricht
oder singt
mit weicher Stimme
für Ohren
die sonst nichts mehr
hören wollen
als es.
Erich Fried



So lange wir nicht ruhevoll-gelassen
vermögen, Glück wie Unglück zu ertragen.
So lange werden wir die Welt nicht fassen.

Wir müssen ohne Lieben, ohne Hassen
so Leid und Lust nach ihrem Sinne fragen.
Nur so wird Sinnentrug zu Schein verblassen
erst dann vermag uns Gott Sein Wort zu sagen.

Christian Morgenstern

Der Weg

Der Weg ist wie ein leeres Gefäß,
man schöpft aus ihm,
doch er bleibt unerschöpflich.
Er ist ein Abgrund,
der Ursprung der zehntausend Dinge.
Er mildert die Schärfen,
löst die Knoten,
schwächt den blendenden Glanz,
wischt den Staub fort.
Der Weg verbirgt sich,
aber ist immer gegenwärtig.
Ich weiß nicht,
woher er kommt.
Er ist das ursprüngliche Bild
vom Ursprung des Himmels.

Laotse
Vieles erfahren haben,
heißt noch nicht,
Erfahrung besitzen.
Marie von Ebner-Eschenbach

Toleranz

Tolerant zu sein bedeutet nicht die Unterschiede zu verwischen. Wären sie unkenntlich gemacht, was gäbe es zu tolerieren?
Toleranz ist die Liebe zum Menschen, die nicht nur das Gemeinsame sucht, sondern sich auch an den Unterschieden erfreut, weil der Andere gerade daran sichtbar wird.
Es ist Liebe, der das Unkenntlichmachen dieser Unterschiede geradezu einen schmerzlichen Verlust bedeuten wuerde.

Johann Wolfgang Busch
Nur wer den Menschen liebt, wird ihn verstehen.
Wer ihn verachtet, wird ihn nicht einmal sehen.
Christian Morgenstern

Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit,
am Künftigen die Hoffnung
und am Vergangenen die Erinnerung

Aristoteles
Das Sterbliche dröhnt in seinen Grundfesten,
aber das Unsterbliche fängt heller zu leuchten an
und erkennt sich selbst.
Novalis
Glaube mir, du hättest nie das Gleichgewicht der schönen Menschheit so rein erkannt, hättest du es nicht so sehr verloren gehabt. Dein Herz hat endlich Frieden gefunden. Ich will es glauben. Ich versteh es. Aber denkst du wirklich, daß du nun am Ende seist? Willst du dich verschließen in den Himmel deiner Liebe, und die Welt, die deiner bedürfte, verdorren und erkalten lassen unter dir? Du mußt wie der Lichtstrahl herab, wie der allerfrischende Regen mußt du nieder ins Land der Sterblichkeit, du mußt erleuchten, wie Apoll, erschüttern, beleben, wie Jupiter, sonst bist du deines Himmels nicht wert.
Friedrich Hölderlin
"Ich bin über mich erstaunt, enttäuscht, erfreut. Ich bin betrübt, niedergeschlagen, enthusiastisch. Ich bin das alles auch und kann die Summe nicht ziehen. Ich bin außerstande, einen definitiven Wert oder Unwert festzustellen, ich habe kein Urteil über mich und mein Leben. In nichts bin ich ganz sicher. Ich habe keine definitive Überzeugung - eigentlich von nichts. Ich weiß nur, dass ich geboren wurde und existiere, und es ist mir, als ob ich getragen würde. Ich existiere auf der Grundlage von etwas, das ich nicht kenne.
Die Welt, in die wir hineingeboren werden, ist roh und grausam und zugleich von göttlicher Schönheit. Es ist Temperamentssache zu glauben, was überwiegt: die Sinnlosigkeit oder der Sinn. (...) Wahrscheinlich ist, wie bei allen metaphysischen Fragen, beides wahr: das Leben ist Sinn und Unsinn, oder es hat Sinn und Unsinn. Ich habe die ängstliche Hoffnung, der Sinn werde überwiegen und die Schlacht gewinnen.
Wenn Lao Tse sagt: 'Alle sind klar, nur ich allein bin trübe', so ist es das, was ich in meinem hohen Alter fühle. (...) Und doch gibt es so viel, was mich erfüllt: die Pflanzen, die Tiere, die Wolken, Tag und Nacht und das Ewige in den Menschen. Je unsicherer ich über mich selber wurde, desto mehr wuchs ein Gefühl der Verwandtschaft mit allen Dingen. Ja, es kommt mir vor, als ob jene Fremdheit, die mich von der Welt so lange getrennt hatte, in meine Innenwelt übergesiedelt wäre und mir eine unerwartete Unbekanntheit mit mir selbst offenbart hätte." G. Jung
(Erinnerungen, Träume, Gedanken, S. 360f.)
Der Wunsch, klug zu erscheinen,
verhindert oft, es zu werden.

Francois de La Rouchefoucauld
Was für ein herrliches Leben hatte ich!
Ich wünschte nur,
ich hätte das früher bemerkt.
Colette

Der Anfang aller Weisheit
ist
die Verwunderung.

Aristoteles
Das Unbewußte ist kein dämonisches Ungeheuer, sondern ein moralisch, ästhetisch und intellektuell indifferentes Naturwesen, das nur dann wirklich gefährlich wird, wenn unsere bewußte Einstellung dazu hoffnungslos unrichtig ist. In dem Maße, wie wir unsere Schatten verdrängen, steigt die Gefährlichkeit des Unbewußten.
C.G. Jung

Das Lächeln

Das Lächeln

Einst kam ein Lächeln mit dem Wind,
So zauberhaft und ewig frei -
Und flog zu dir, mein liebes Kind,
Damit es immer bei dir sei.

Die Menschen freuten sich daran,
An jenem Lächeln und dem Wind,
Weil sie erkannten, dass das Kind
Im Menschen ewig lächeln kann.

Und mancher trug es mit sich fort
Und schenkt es weiter einem Kind -
An einem weit entfernten Ort
Sah man das Lächeln und den Wind.

Weil dieses Lächeln ewig frei
und ein Geschenk des Geistes sei,
Darum nun kommt es mit dem Wind
In alle Welt - zu jedem Kind!


Johann Wolfgang Busch
Wer sich zwischen den Sternen bewegt,
kann nur noch lächeln
über die kostbaren Fußböden der Reichen
Lucius Annaeus Seneca

Rätsel des Lebens

Die Rätsel des Lebens
lösen sich in der Wärme
des nach Gedankenlicht
strebenden Herzens.

Rudolf Steiner

Das Gewahrwerden der Idee
in der Wirklichkeit
ist die wahre Kommunion
des Menschen.

Rudolf Steiner