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Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten,
gleiten leise doch in uns hinein,
aber wir verwandeln alle Zeiten;
denn wir sehnen uns zu sein ...
Rainer Maria Rilke
"Ich bin über mich erstaunt, enttäuscht, erfreut. Ich bin betrübt, niedergeschlagen, enthusiastisch. Ich bin das alles auch und kann die Summe nicht ziehen. Ich bin außerstande, einen definitiven Wert oder Unwert festzustellen, ich habe kein Urteil über mich und mein Leben. In nichts bin ich ganz sicher. Ich habe keine definitive Überzeugung - eigentlich von nichts. Ich weiß nur, dass ich geboren wurde und existiere, und es ist mir, als ob ich getragen würde. Ich existiere auf der Grundlage von etwas, das ich nicht kenne.
Die Welt, in die wir hineingeboren werden, ist roh und grausam und zugleich von göttlicher Schönheit. Es ist Temperamentssache zu glauben, was überwiegt: die Sinnlosigkeit oder der Sinn. (...) Wahrscheinlich ist, wie bei allen metaphysischen Fragen, beides wahr: das Leben ist Sinn und Unsinn, oder es hat Sinn und Unsinn. Ich habe die ängstliche Hoffnung, der Sinn werde überwiegen und die Schlacht gewinnen.
Wenn Lao Tse sagt: 'Alle sind klar, nur ich allein bin trübe', so ist es das, was ich in meinem hohen Alter fühle. (...) Und doch gibt es so viel, was mich erfüllt: die Pflanzen, die Tiere, die Wolken, Tag und Nacht und das Ewige in den Menschen. Je unsicherer ich über mich selber wurde, desto mehr wuchs ein Gefühl der Verwandtschaft mit allen Dingen. Ja, es kommt mir vor, als ob jene Fremdheit, die mich von der Welt so lange getrennt hatte, in meine Innenwelt übergesiedelt wäre und mir eine unerwartete Unbekanntheit mit mir selbst offenbart hätte." G. Jung
(Erinnerungen, Träume, Gedanken, S. 360f.)
Dein Wunsch, nicht mehr zu leiden,
ach, schafft nur neues Leid.
So wirst du niemals scheiden
von deinem Trauerkleid.

Du musst es ganz abtragen,
bis auf das letzte Haar,
und einst nur dessen klagen:
dass es nicht dichter war.

Ganz nackend musst du werden
zuletzt, weil es zerfallt
in seinen Stoff aus Erden
von deines Geists Gewalt.

Ganz nackend einst entschreiten,
allein von Licht umfacht,
zu neuen Ort' und Zeiten,
zu neuer Trauertracht - -

Bis du, aus hundert Larven,
ein Gott, so stark, entspringst,
dass du zu Sphärenharfen
die eigne Schöpfung singst.

Christian Morgenstern
Wer nicht richtig faulenzen kann,
der kann auch nicht richtig arbeiten.
Aus Sizilien
Es scheint, dass die Natur, welche die Organe unseres Körpers so weise
zu unserem Glück eingerichtet hat, uns auch den Hochmut gegeben hat,
um uns den Schmerz der Erkenntnis unserer Unvollkommenheit zu ersparen.
François de La Rochefoucauld