"Ja,
solange man die Meinung hat, daß man durch Denken oder Verarbeiten von
Begriffen oder, sagen wir, denkendes Verarbeiten von Erfahrungen zur
Wahrheit, das heißt zur Übereinstimmung mit irgendeiner objektiven
Wirklichkeit kommen soll, solange man sich dieser Meinung hingibt,
solange ist es tatsächlich eine recht schlimme Sache, wenn einem gezeigt
wird, wie man das eine beweisen kann und auch das genaue Gegenteil
beweisen kann.
Denn wie soll man da durch die Beweise zur Wirklichkeit kommen!
Wenn man sich aber erzogen hat dazu, daß das Denken überhaupt gerade
da, wo die entscheidenden Dinge in Betracht kommen, nichts entscheidet
über das Wirkliche, wenn man sich energisch dazu erzogen hat, das Denken
bloß aufzufassen als Mittel, um weiser zu werden, als ein Mittel, seine
Selbsterziehung zur Weisheit in die Hand zu nehmen, dann stört das
nicht, daß das eine Mal das eine und dann das andere bewiesen werden
kann."
R.Steiner, GA 134, 2.Vortrag
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