Das absolute Nichts

Gäbe es ein absolutes Nichts, so gäbe es darin absolut nichts, nicht einmal ein absolutes Nichts.
Das ist der Grund dafür, dass es ein absolutes Nichts nicht geben kann.


Johann Wolfgang Busch

Verschlossenheit und Weltoffenheit

Der sich artikulierende Mensch gibt Aufschluss über die Welt und zugleich über sich selbst. Je mehr er sich von der ungetrennten Einheit der Welt abschließt, umso unbewusster ist er und umso mehr spricht er nur von sich selbst. Je verbundener er dem Ganzen der Welt ist, umso bewusster ist er und umso mehr hat er auch über die Welt mitzuteilen.
Das Paradoxe hierbei ist: Je mehr er sich nur in sich selbst zurückzieht, umso mehr verliert er sich. Je mehr er bereit ist Teil der ganzen Welt zu sein, umso mehr findet er sich.
Und das kann nicht dogmatisch aufgefasst werden wenn man bedenkt, dass Weltoffenheit oder Weltverschlossenheit in erster Linie der innere Seinszustand des Menschen selbst ist, mit dem er der Welt gegenübertritt, mit dem er eben Teil dieses Weltganzen ist.


Johann Wolfgang Busch

Lebensweg

Verurteile keinen. Denn wisse: Der, den du verurteilst, geht seinen Lebensweg nicht nur für sich selbst - er geht ihn auch für dich.

Johann Wolfgang Busch

Bis zum anderen Ufer

In der Zeit aller Zeiten und im Augenblick aller Augenblicke,
da erwachte der lebendige Mensch, und er sprach:
"Ich bin keines der toten und starren Bilder der Welt,
Ich bin eins mit dem seienden Wunderurgrund der Welt,
der lebenatmend alles Dasein durchströmt.
Bruder, der du noch irrend, noch tastend das Leben suchst,
ich will dich tragen, wo du nicht lerntest schon selber zu gehen,
ich will dich begleiten wo dein Weg steil und gefahrenvoll ist,
ich werde bei dir sein bis du das andere Ufer erreichst!"


Johann Wolfgang Busch

Im Garten der Zeit

Im Garten der Zeit sah ich dein Gesicht,
wo Wege sich winden zum Lebensbaum
und deine Schritte vom Tal ins Licht
der Berge führen im Lebenstraum -
reich' ich dir die Hand.

Wo in dem Schatten der Weltenzeit
sich Wege begegnen im Lebenswald,
und Spuren führen durch Jung und Alt,
zur stillen Lichtung der Ewigkeit -
reich' ich dir die Hand.

Im Garten der Zeit sah ich dein Gesicht,
wo der Himmel die Erde so sanft berührt,
wo am Toten ersteht unser Lebenslicht,
und Liebe vom Irrtum zur Wahrheit führt -
reich' ich dir die Hand.

Wenn ich dich einst finde im Weltenlicht,
wo Geist, sich erkennend, im Leben webt,
ersteht mir von neuem dein Angesicht,
wo neu, immer neu die Gestalt sich hebt -
'reich ich dir die Hand.

Im Garten der Zeit seh ich dein Gesicht,
wo Menschen vom Abbild der Welt befreit,
die Erde erheben zum Sternenlicht,
und Zeit selbst sich wandelt zur Ewigkeit -
reich' ich dir die Hand.


Johann Wolfgang Busch

Tod und Werden

Alles was ward muss hier wieder vergehen,
die Zeitgestalt verfällt dem dunklen Tod,
doch werden über Sternenwiesen gehen
einst, Menschen, frei von aller Erdennot.

Denn was da spricht, erneuert sich im Schweigen
und was erlernt ward, sinkt zum tiefen Grund,
und was da schwieg, zum Tanz wird es, zum Reigen,
hörst du das Lied nicht von des Lebens Mund?

„Und alles was da stirbt muss wieder werden,
weil Liebe uns durch Tod und Dasein führt,
dass erst ersteht im Himmel und auf Erden,
was er, der Geist des Lebens, tief berührt.“


Johann Wolfgang Busch

Wahrheit und Liebe

Die "Wahrheit, die da ist", als eine Kunde von dem Einssein mit dem Urgrund aller Dinge, würde nur totes Weltgesetz im Menschenleben bleiben, ginge sie nicht durch unser ganzes Wesen als die Tat, welche der freie Mensch im Dienst am Anderen vollbringt - durch diese Tat wird sie auf wundersame Art belebt - indem sie Liebe wird.


Johann Wolfgang Busch

Toleranz

Tolerant zu sein bedeutet nicht die Unterschiede zu verwischen. Wären sie unkenntlich gemacht, was gäbe es zu tolerieren?
Toleranz ist die Liebe zum Menschen, die nicht nur das Gemeinsame sucht, sondern sich auch an den Unterschieden erfreut, weil der Andere gerade daran sichtbar wird.
Es ist Liebe, der das Unkenntlichmachen dieser Unterschiede geradezu einen schmerzlichen Verlust bedeuten wuerde.

Johann Wolfgang Busch

In die Vergangenheit gehen ?

heute stolperte ich über folgende Aussage:

>>
Du kannst dich nicht selber finden, indem du in die Vergangenheit gehst.
Du findest dich selber, indem du in die Gegenwart kommst.
Eckhart Tolle<<
Hm.. , dachte ich mir, wer geht wirklich IN die Vergangenheit hinein?

Meist wiederholt man doch nur die Bilder so wie eh und je. Und weil man nicht hineinlauscht, nicht Abstand genug nimmt um neu in das WIE der Erlebnisse und der Entwicklungen zu kommen, bleibt "Vergangenheit" fassadenartige Vorstellung.

Wenn man aber achtsam hinschaut, vielleicht sogar mit Entdeckerfreude, kann man im eigenen Schicksal so etwas wie die eigene "Handschrift" entdecken. Dann kommt man mehr zu sich und stärker in die Gegenwart, als wenn man endlos über Vergangenes grübelt oder es ganz verdrängt.

Wer seine Vergangenheit ganz und gar vergäße, könnte nicht mehr die Persönlichkeit sein, die er ist. Ohne Vergangenheit würde man sein Haus auf Treibsand bauen, wär man in seinem Jetzt nur im bodenlosen Wolkenkuckucksheim...
«Nicht was wir erleben,
sondern wie wir empfinden,
was wir erleben,
macht unser Schicksal aus.»  
Marie von Ebner-Eschenbach
Nur wer den Menschen liebt, wird ihn verstehen.
Wer ihn verachtet, wird ihn nicht einmal sehen.
Christian Morgenstern