Schreitet ins Leben zurück! 
Nehmet den heiligen Ernst mit hinaus, 
denn der Ernst, der heilige, 
macht allein das Leben zur Ewigkeit.
Johann Wolfgang von Goethe
 













                                        
"Kinder sind Reisende, die nach dem Weg fragen"
(Autor mir unbekannt)
. .. ... .....
"Wenn ihr nicht werdet wie die Kindlein..."
(Neues Testament)

"Die Menschheit wird erst glücklich sein,
wenn alle Menschen Künstlerseelen haben werden,
das heißt, wenn allen ihre Arbeit Freude macht."

Johann Wolfgang von Goethe





Ich habe entdeckt,
dass es genügt,
wenn ein einziger Ton
schön gespielt wird.

Dieser Ton,
die Stille
oder das Schweigen
beruhigen mich.

Arvo Pärt


































Keiner könnte allein die Welt retten!

Des wir im Leben am meisten bedürfen,
ist jemand der uns in die Lage bringt,
das zu tun was wir können.
Dass ist echter Freundschaftsdienst.

Ralph Waldo Emerson


Originaltext:
"Our chief want in life is somebody who shall make us do what we can. This is the service of a friend."
aus "Considerations by the Way."

Wach?

Wach nenne ich den,
der mit dem Verstand und Bewußstsein sich selbst,
seine innersten unvernünftigen Kräfte,
Triebe und Schwächen kennt
und mit ihnen zu rechnen weiß
Hermann Hesse

Ich bin gefragt. Wie antworte ich?

"Der seelisch leidende Mensch, der an sich und am Sinn seines Daseins verzweifelt, hat sich selbst als den vom Leben her Befragten zu erleben. Er ist aufgerufen, Antworten zu finden auf die Fragen jeder Stunde und jeden Tages. Und dieses ständige Beantworten konkreter Lebensfragen kann nur im Tun und nicht in irgendwelchen metaphysischen Konfessionen erfolgen."
Viktor E. Frankl aus 'Es kommt der Tag, da bist Du frei"

Unglück, Glück ?

Das Unglück
oder das Glück
was immer es ist
hält seine schmale
zerbrechliche Hand
im Schoß
und hält seinen Schoß
in der Hand
und hat helles Haar
und spricht
oder singt
mit weicher Stimme
für Ohren
die sonst nichts mehr
hören wollen
als es.
Erich Fried



"Kaum ist die Ernte einer Erfahrung glücklich eingebracht, 
so wird der Acker vom Schicksal neu umgepflügt."
 


aus Reserve und andere Notizen (Hrsg. von W.E.Yates, 2000, S.77 )
Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy
(* 7. Dezember 1801 in Wien; † 25. Mai 1862 in Graz), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Opernsänger. Sein Werk ist der literarische Höhepunkt des Alt-Wiener Volkstheaters

Heiterkeit

....am Rande der Abgründe, zutiefst schöpferisch aus dem Nichts heraus, kann feinsinnige Heiterkeit erwachsen...
"Heiterkeit ist weder Tändelei, noch Selbstgefälligkeit, sie ist höchste Erkenntnis und Liebe, ist Bejahen aller Wirklichkeit, Wachsein am Rand aller Tiefen und Abgründe. Sie ist das Geheimnis des Schönen und die eigentliche Substanz jeder Kunst."
Hermann Hesse (1877-1962), 
(balten-)deutscher Dichter, 1946 Nobelpreis f. Literatur
Wir sind Fremde
von Insel
zu Insel.
Aber am Mittag,
wenn uns das Meer
bis ins Bett steigt
und die Vergangenheit
wie Kielwasser
an unsern Fersen abläuft
und das tote Meerkraut am Strand
zu goldenen Bäumen wird,
dann hält uns kein Netz
der Erinnerung mehr,
wir gleiten
hinaus,
und die abgesteckten
Meerstraßen der Fischer
und die Tiefenkarten
gelten nicht
für uns.
Hilde Domin

BLÜTEN AUF WEITER FLUR


Die Jugend streut den Frühling aus,
Blüten auf weiter Flur -
das Alter sammelt in sein Haus
des Herbstes gold'ne Spur.
Die Jugend flicht das Sonnenlicht
zum Kranz, der wallend fließt -
das Alter sieht sein Angesicht
im Kreise, der sich schließt:
Im Blatt so welk, von rotem Gold,
der Linien zartes Spiel,
von Tränen, ach, und auch so hold,
der Blüten, o, so viel!
So liegt im Herz der Winterzeit
in stiller Lebensglut,
die Knospe noch, der Ewigkeit -
brausender Jugend Blut!
So reiftet sie, man glaubt es kaum,
auf totgeglaubter Spur,
gestaltend sich zum Lebensbaum,
Blüten auf weiter Flur -

Herbst


Der Sonnenstrom, der alles Leben tränkte,
ergab sich still in jedes grüne Blatt,
bis auch der Herbst sich dieser Erde schenkte,
wie sich der Sommer hingegeben hat.
"O Herbst, du gehst in flammendroten Farben,
im sehnsuchtsvollen märchenhaften Kleid,
und in den Scheunen träumen goldne Garben
vom Frühling und dem Anbeginn der Zeit!"
So ist wohl auch des Menschen ganzes Leben
ein Gang über die weite Sternenflur,
Frühling und Sommer all auf seinen Wegen,
von Herbstlichtrot flammt seine Opferspur.
Ist alles Opfer nicht ein Früchtereifen,
reift nicht die Himmelsfrucht der Erdenzeit?
So will der Geist diese Natur begreifen
als Gleichnis seiner eignen Ewigkeit:
"Du hast dich an das Leben hingegeben,
der Sommer zog in deine Seele ein,
ein Gral von Gold aus lauter Sternensegen -
so kannst du auch im Winter Sonne sein!"

Schicksal


Die Fäden, die des Menschen Schicksal lenken,
die trennt der Mensch auf Erden nur zum Schein,
sind es doch Götter, die sich nieder senken,
uns Menschen Menschlichkeit erst zu verleih'n.
So trennen und so finden sich die Wege,
die wir vereint und oftmals einsam geh'n -
zur Mitternacht auf monderhelltem Stege,
da sah ich ihn im tiefen Himmel steh'n:
"Stern meines Schicksals, sonnenwarm gewoben,
in dir reift meine Frucht aus Erdenzeit,
ich fühl mich meiner Einsamkeit enthoben,
führst du mich erst zu echter Menschlichkeit!"
"O Mensch, der du des Allerlebens Blüte",
flüstert' der Stern, so leis, ich hört' ihn kaum,
"Frucht allen Lebens ist des Menschen Güte,
durch Leid und Tod blüht sie am Lebensbaum.
Durch Güte erst reichen wir uns die Hände,
und alles Tun bringt uns dem Bruder nah,
dem Bruder, der zur ew'gen Sonnenwende
in sich des Bruders Blüte blühen sah!"

Mut



Herzens-Mut
milde
gestimmt

kraftet heilsam,
schreitet mitten
hindurch.

Um-
geschmiedet
Schwert
pflügt tief
um

Zukunfts-Furch
Sternsaatenbeet
Menschheitsgebet.


JMatthias Hesse

Kleine Erde

Kleine Erde!
Kleine Werde!
Bist vielleicht ein Dutzendball! 
Unerschöpflich ist das All.
Bist vielleicht kein sondrer Himmel 
im Gewimmel
der Myriaden,
bloß ein Himmelchen und Höllchen, 
bloß ein spärlich Nebenröllchen, 
Boden zwar für Gottaufgänge,aber selbst voll Not und Enge.
Und doch, doch,
du karge Scholle,
dürftst du noch einmal mich laden, 
ja wohl viele Male noch! 
Du aus Mann und Weib geballte, 
gottesjunge, gottesalte!
Du - trotz aller Abseitsrolle – 
Göttin mit den Möglichkeiten 
allerletzter Tragischheiten, 
allerletzten Glücks und Leides, - 
Mutter und Geliebte ... Beides ...
Christian Mogenstern

Vom ewigen Leben



Ich singe das Lied des Lebens,
wie Tausende vor mir
und Tausende nach mir.
Es ist eine Lüge zu sagen:
Leben ist Fluch,
den Tag zu verleumden
um seiner Nacht willen.
Wenn du einmal
aufgehoben wurdest
bis zum Gipfel der Liebe,
dann weißt du,
dass dort die Welt geheiligt liegt,
dass du dorther das große Ja
riefst, vergessend des geistigen Hochmuts,
dankbar wie das Tier,
wie die Pflanze,
lebend, liebend,
aufrecht, wie der Stamm,
der am Felsenhang noch,
ein Pfeiler, zum Lichte wächst.
Und sollt' ich es je,
zermürbt,
zerbrochen,
verfluchen, -
es war' eine Lüge.
Denn über allem Gram und Grauen
waltet unirrbar
ewiges Wachstum,
legionenweltig
auf jedem Geviertschuh
der aber und aber Legionen Welten.
Ich singe das Lied des Lebens
mit dem Vogel zu meinen Häupten,
und der Blume zu meinen Füßen
und dem Baum und dem Bach
und den Wolken und wehenden Winden, -
und es ist nicht mehr
als das Zirpen einer Grille, -
aber wir sollten es alle singen,
Millionen Menschen, Brüder und Schwestern,
an jedem Morgen,
dem Lichte zugewandt,
mit einer Seele,
unirrbar,
wie die Tanne,
die noch am Felsenhang,
kerzengerad,
zum Himmel emporwächst.

Christian Morgenstern

EINSAMKEIT


Gestern Nacht wünscht ich, du wärst bei mir gewesen -
aus Einsamkeit hab ich ein Buch gelesen,
von unsres Kaspar Hausers tiefem Seelenleid -
und von der Kraft in ihm, der Seele ohne Streit.
Da sah ich was mein eig'nes Leben hemmt -
was mich vom großen wahren Leben trennt:
Die Lust der Vielen, die im Innern streiten,
ein Kampf, wahrhaftig - noch aus alten Zeiten!
Ich fragte ihn: "Wie kann ich mich befrein?"
"Lern' lieben", sprach er, "Mensch lern' zu verzeih'n!
Der Streit gleicht einem tausendköpf'gen Drachen.
Ist's Außen still, so ist's der inn're Rachen.
Zum Fressen, ja, da ist er stets bereit,
und gut frißt er - ist unter Menschen Streit.
Wer den besiegt, der kennt die Ewigkeit -
Die Andern träumen nur und nennen es die Zeit!
Und du mußt einsam sein solang' du dies nicht fasst,
und mit dem Menschen noch die inn're Gottheit hasst.
Ewig vereint nur werden jene Menschen sein:
Die wahrhaft Liebenden - die stets aufs Neu' verzeihn!"

UND LEISE WEHT DER WIND


Ich kenne einen Blumengarten,
dort singen die bunten Vögel
im saftigen Grün der Bäume
Lieder von ewiger Schönheit -
und leise weht der Wind.
Die Kinder spielen vergnügt
im lauschigen Schatten der Bäume.
In ihren Augen träumen
unbekannte Sterne -
und leise weht der Wind.
Ein Blumenmeer fließt lächelnd 
durch die Wiesen,
und flüstert Märchen,
die kein Mensch gehört -
und leise weht der Wind.
Vom Brunnen tönt die Hirtenflöte
durch den Garten,
unsterblich sind die Weisen
die sie spielt -
und leise weht der Wind.

UMKEHR


Für alles Funkeln des Lichtes,
das dir die Gnade gegeben,
verbrachte ein andrer sein Leben 
länger in Dunkel und Nacht.
Blieb er nicht stehen für dich 
auf einst gemeinsamen Wegen,
dass Weisheit dir würde und Licht?
Ward dir denn alle Erleuchtung
Goldglanz im eigenen Hause?
Kehrtest nicht um du,
rufend, gegangene Wege,
suchend den Freund
und die Blüten der Liebe?
Mochtest du nicht 
ihn nun erst wirklich verstehn?

LEBENSWEGE


Manche wünschen sich schon, dass es einen "richtigen Weg" für alle gäbe. Der Gedanke, dass es so viele Wege wie Menschen gibt, bereitet ihnen Unbehagen. Dabei bewahrt uns gerade diese Einsicht davor, irgendeine Ideologie über den einzelnen Menschen zu stellen.

WIE KÖNNTE ICH?

Wie könnte ich dir Flügel geben, 
die nur die Liebe uns schenkt,
für den Flug deiner Sehnsucht in das Herz der Welt ?
Wie könnte ich dir Wurzeln geben, 
wenn ich einmal erkannte, dass jeder im anderen wurzelt, 
in der himmlischen Tiefe einer ewigen Erde?
Wie könnte ich dir Gründe zu bleiben geben, 
wenn ich sah, dass deine Freiheit wie der Wind ist, 
der immer weht, wann und wohin er will?

"Der Wissende" von Christian Morgenstern




Wer einmal frei
vom großen Wahn
ins leere Aug
der Sphinx geblickt,
vergißt den Ernst
des Irdischen
aus Überernst
und lächelt nur.

Ein Spiel bedünkt
ihn nun die Welt,
ein Spiel er selbst
und all sein Tun.
Wohl läßt er's nicht
und spielt es fort
und treibt es zart
und klug und kühn –
doch lüftet ihr
die Maske ihm:
er blickt euch an
und lächelt nur.

Wer einmal frei
vom großen Wahn
ins leere Aug
der Sphinx geblickt,
verachtet stumm
der Erde Weh,
der Erde Lust,
und lächelt nur.

Christian Morgenstern
„Die schönste, selbstlose Liebe äußert sich darin, daß man den anderen nicht braucht, daß man ihn auch entbehren kann. Der Mensch liebt dann nicht um seiner selbst, sondern um des anderen willen. Er verliert dann auch nichts, wenn er von dem anderen verlassen wird."
R. Steiner
Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten,
gleiten leise doch in uns hinein,
aber wir verwandeln alle Zeiten;
denn wir sehnen uns zu sein ....
Rainer Maria Rilke

Einsamkeit

EINSAMKEIT
Gestern Nacht wünscht ich, du wärst bei mir gewesen -
aus Einsamkeit hab ich ein Buch gelesen,
von unsres Kaspar Hausers tiefem Seelenleid -
und von der Kraft in ihm, der Seele ohne Streit.
Da sah ich was mein eig'nes Leben hemmt -
was mich vom großen wahren Leben trennt:
Die Lust der Vielen, die im Innern streiten,
ein Kampf, wahrhaftig - noch aus alten Zeiten!
Ich fragte ihn: "Wie kann ich mich befrein?"
"Lern' lieben", sprach er, "Mensch lern' zu verzeih'n!
Der Streit gleicht einem tausendköpf'gen Drachen.
Ist's Außen still, so ist's der inn're Rachen.
Zum Fressen, ja, da ist er stets bereit,
und gut frißt er - ist unter Menschen Streit.
Wer den besiegt, der kennt die Ewigkeit -
Die Andern träumen nur und nennen es die Zeit!
Und du mußt einsam sein solang' du dies nicht fasst,
und mit dem Menschen noch die inn're Gottheit hasst.
Ewig vereint nur werden jene Menschen sein:
Die wahrhaft Liebenden - die stets aufs Neu' verzeihn!"

«Erkenne dich, leb΄ mit der Welt in Frieden!»

"So hat sich auch Goethe durch ein reiches Leben zu einem schönen Worte durchgerungen, dessen tiefen Sinn man ergründen sollte; aber nicht so, daß man glaubt – indem man hindeutet auf dieses Wort –, in jeder Lebenslage könne man es verstehen. Um es so zu verstehen, ist es – ich möchte das paradoxe Wort prägen – viel zu einfach. Denn es zu verstehen, ist jedem Kinde möglich. Aber wie es verstanden werden muß, wenn man es wie Goethe auf Grundlage einer reichen, einer überreichen Lebenserfahrung verstanden hat, ist es nicht jedem Kinde zu verstehen möglich. Ich meine das Wort: «Erkenne dich, leb΄ mit der Welt in Frieden!» Die Zusammengehörigkeit dieser beiden Sätze – und darauf kommt es an – zeigt uns: Es gibt keine Selbsterkenntnis, die nicht zu einem Leben mit der Welt in Frieden wirklich führte."
(Rudolf Steiner, GA 161, Seite 126)
Alle menschlichen Verfehlungen sind
das Ergebnis eines Mangels an Liebe.
Alfred Adler

Um Wirkung unbekümmert werken.
Das ist das hohe Lassen!
Der Gang der Freien.
 
Meister Eckhart
das leben ist wundervoll. es gibt augenblicke, da möchte man sterben. aber dann geschieht etwas neues und man glaubt, man sei im himmel.
edith piaf
»Lieben bedeutet nicht, auf seine Freiheit zu verzichten,
sondern vielmehr, ihr einen Sinn zu geben.«
Marc Levy
Du Weisheit meines höhern Ich,
die über mir den Fittich spreitet
und mich vom Anfang her geleitet,
wie es am besten war für mich, –

Wenn Unmut oft mich anfocht: nun –
Es war der Unmut eines Knaben!
Des Mannes reife Blicke haben
die Kraft, voll Dank auf Dir zu ruhn.

Christan Morgenstern

Angst und Freiheit

In seiner Angst, was andere über ihn denken mögen, begibt sich der Mensch in eine erste Unfreiheit. In der Entscheidung, sich nach den Vorlieben einer Gruppe statt nach seinen Talenten zu richten, ordnet er sich einer zweiten, durch die Gruppe gegebenen, Unfreiheit unter. So opfert er die individuelle Entwicklung einer Gemeinschaft hin, die ihrerseits jedes Aufflackern individueller Freiheit unterdrückt. Die Magie dieser Verbindung besteht aus der Angst vor Verlust.
Erst eine Gruppe von Einzelnen, welche in der Menschheit den Menschen, und im Menschen die ganze Menschheit liebend verehrt, wird zu einem lebendigen Organismus, zu einer Gruppe freier Individuen. Angst und Tyrannei haben in diesem Organismus keine Stätte mehr. Die Magie seiner Verbindung besteht aus Freiheit und Liebe, und dem echten Interesse an jedem Einzelnen.
  Johann Wolfgang Busch





Was hier mit "Angst" charakterisiert ist, scheint mir ein notwendig auftauchendes Empfinden zu sein solange es mir, in dem diese Angst wirkt, noch an innerer Freiheit fehlt.

Eine Gruppe (auch ein Volk) kann niemals frei sein. Freiheit ist immer eine Frage der inneren Entwickelung eines j.e.d.e.n einzelnen Individuums. Und da sind - wohl noch auf lange Sicht - immer alle unterschiedlich und je einmalig gestrickt.

Freiheit bedeutet eben nicht nur ein "frei von" (was oft der erste Schritt ist), sondern ein seelisches, geistiges, den Kräften und Fähigkeiten nach je individuelles "frei für!", ein ganzes "Orchester" bei dem der Freie sowohl Spieler aller Instrumente, aber auch Komponist, Dirigent und Zuhörer ist.

Wer sich der Mühe und des Ringens um die eigene Freiheits-Entwickelung bewusst ist, wer die je andere innere, werdende Freiheit im anderen achtsam erkennen und wertschätzen lernt, wer frei genug ist das Ausleben der eigenen Freiheit auch mal hint an zu stellen und der des Nächsten seelischen und geistigen Raum zu gewähren, sie - zumindest temporär - aufblühen zu lassen bzw. im besten Sinne "zu erkennen", der kann wirk-lich vom selbstzentrierten ego zum schöpferisch-Nichts-fähigen ich und vom eigenen höheren ich zum höheren/göttlichen ich im du kommen.

Und erst d.a.n.n eröffnen sich erste Schritte um vom Du zum Wir zu gelangen, um neue werdene Gemeinschaften zu entwickeln - was ich als die höchste und zukünftigste Kunst überhaupt erachte...

Inwiefern kann eine Gruppe nicht frei sein?
Eine Gruppe kann (idealer Weise) aus lauter freien Individuen gebildet werden - aber die Gruppe als Gruppenganzheit ist nicht frei. Frei ist immer nur der Einzelne (insofern er frei ist).
Zur Gruppe gehören notwendig auch die Gegenseitigkeits- und Verbindlichkeits-Ebene (Gleichheits-/Rechts-Ebene) und die Brüderlichkeits- bzw. Existenz-Ermöglichungs-Ebene dazu.
So lange wir nicht ruhevoll-gelassen
vermögen, Glück wie Unglück zu ertragen.
So lange werden wir die Welt nicht fassen.

Wir müssen ohne Lieben, ohne Hassen
so Leid und Lust nach ihrem Sinne fragen.
Nur so wird Sinnentrug zu Schein verblassen
erst dann vermag uns Gott Sein Wort zu sagen.

Christian Morgenstern
Güte in Worten schafft Vertrauen.
Güte im Denken schafft Tiefe.
Güte im Geben bringt Liebe hervor.
Lao Tze
"Reifen bedeutet die andere Seite
der Dinge entdecken"
Nicolás Gómez Dávila

Der Weg

Der Weg ist wie ein leeres Gefäß,
man schöpft aus ihm,
doch er bleibt unerschöpflich.
Er ist ein Abgrund,
der Ursprung der zehntausend Dinge.
Er mildert die Schärfen,
löst die Knoten,
schwächt den blendenden Glanz,
wischt den Staub fort.
Der Weg verbirgt sich,
aber ist immer gegenwärtig.
Ich weiß nicht,
woher er kommt.
Er ist das ursprüngliche Bild
vom Ursprung des Himmels.

Laotse

Toleranz


Die Sehnsucht läßt alle Dinge blühen,
der Besitz zieht alle Dinge in den Staub.
Marcel Proust
"Wie ist jede – aber auch jede – Sprache schön,
wenn in ihr nicht nur geschwätzt, sondern gesagt wird!"
Christian Morgenstern (1871-1914)
Wo sich deine Talente mit
den Bedürfnissen der Welt kreuzen,
dort liegt deine Berufung.
Aristoteles
"Wer Kraft und Glaube hat, einen ganzen Berg zu versetzen,
der braucht zugleich einen Geist, der so weit und ruhig wie ein Ozean ist"
frei nach einem Chinesischem Sinnspruch
Das Geheimnis des Erfolges liegt darin,
für die Gelegenheit bereit zu sein,
wenn sie kommt.

Benjamin Disraeli zugeschrieben

traumblind von knallharter Wirklichkeit geweckt

In manchen Seelen wohnt so tief die Kindheit,
dass sie den Zauber niemals ganz durchbrechen,
sie leben hin in traumgefüllter Blindheit
und lernen nie des Tages Sprache sprechen.

Weh ihnen, wenn ein Unheil sie erschreckt
und plötzlich hell zur Wirklichkeit erweckt!
Aus Traum gescheucht und kindlichem Vertrauen
starren sie hilflos in des Lebens Grauen.

Ich weiß von solchen, die der Krieg erst weckte,
da sie des Lebens Mitte überschritten,be
und die seither am Leben wie erschreckte
Traumwandler zitternd und geängstigt litten.

Es scheint: in diesen Hoffnungslosen sucht
die Menschheit ihrer blutgetränkten Erden,
sucht ihrer Grausamkeit und Seelenflucht
erschauernd und beschämt bewusst zu werden.

Hermann Hesse
Ich liebe dich, du Seele, die da irrt
im Tal des Lebens nach dem rechten Glücke,
ich lieb dich, die manch ein Wahn verwirrt,
der manch ein Traum zerbrach in Staub und Stücke.

Ich liebe deine armen wunden Schwingen,
die ungestoßen in mir möchten wohnen;
ich möchte dich mit Güte ganz durchdringen,
ich möchte dich in allen Tiefen schonen.
Christian Morgenstern
Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist,
kommt ihm vieles entgegen
Johann Wolfgang von Goethe
Wahre Liebe ist immer produktiv.
Rudolf Steiner

GA 266/1, Seite 399















Ich bin nicht ich!
Ich bin JENER,
der an meiner Seite geht, ohne dass ich IHN erblicke,
den ich oft besuche,
und den ich oft vergesse.
JENER, der ruhig schweigt, wenn ich spreche,
der sanftmütig verzeiht, wenn ich hasse,
der umherschweift, wo ich nicht bin,
der aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe.

Juan Ramon Jimenez, span. Nobelpreisträger für Literatur
Das emotionale Zulassen der Wahrheit ist die unabdingbare Voraussetzung der Heilung ist. Der Mensch kann auf Dauer, auch körperlich, nur im Bewusstsein seiner Wahrheit funktionieren. Die traditionelle Moral, die destruktiven Interpretationen von Religionen, die Demütigungen in der Erziehung, erschweren diese Erfahrung und verhindern das Wagnis. Die pharmazeutische Industrie profitiert zweifellos von unserer Verzagtheit und Blindheit. Aber uns wurde nur ein einziges Leben geschenkt und ein einziger Körper, der sich nicht zum Narren halten lässt und der unbedingt darauf besteht, nicht von uns betrogen zu werden.
Alice Miller
Liebe ist eine Aktivität und kein passiver Affekt.
Sie ist etwas, das man in sich entwickelt,
nicht etwas, dem man verfällt.
Erich Fromm
Die Vögel vollführen am Himmel
die Kreise ihrer Freiheit.
Wie lernen sie dies?
Sie stürzen aus dem Nest,
und nur wenn sie herabstürzen,
öffnen sich ihre Flügel.

Rumi
„Die Natur macht aus dem Menschen bloß ein Naturwesen;
Die Gesellschaft ein gesetzmäßig handelndes;
ein freies Wesen kann er nur selbst aus sich machen.“
Rudolf Steiner

Derjenige,
der die Engel und Teufel nicht gesehen hat
in den Wundern und Widerwärtigkeiten des Lebens,
dessen Herz bleibt ohne Erkenntnis
und dessen Seele ohne Verständnis

Khalil Gibran

Rückschau

Ein großes Staunen hat mein Herz bewogen.
Ich überschaue - wie das Kind im Sand
sein Burgenspiel - mein ganzes Schicksalsland:
die Wege, Gänge, die ich hingezogen ...

Die Menschen, die in Näh und weiter Ferne
der Völker Wesenheiten mir enthüllt,
die Geisteslicht und Dämonsmacht erfüllt ...
Ich suchte in Verworfnen noch die Sterne.
O welche Unrast war und welche Not!
An jeder Biegung lauerten Gefahren.
Jetzt fühl ich in den Lebensstationen
die Weltenrhythmen - und in jedem Tod
sich die geheimen Engel offenbaren.
Im Menschensein erklingen die Aeonen.

Paul Bühler

Erweise dich als Schale und nicht als Kanal!

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht, schone dich.
Bernhard von Clairvaux
Vieles erfahren haben,
heißt noch nicht,
Erfahrung besitzen.
Marie von Ebner-Eschenbach
Sieh, das ist Lebenskunst:
Vom schweren Wahn des Lebens sich befrein,
fein hinzulächeln übers große Muß.
Christian Morgenstern
"Wird die Liebe in der Seele geboren, dann wird der Mensch
auch in der Außenwelt die schaffende Liebe sehen können."
Rudolf Steiner

"Hat in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Mensch geglaubt, nur durch Kampf zur Vollkommenheit vorzudringen und dadurch den Kampf zum großen Weltgesetz gemacht, so müßte er jetzt lernen, das in seiner Seele auszubilden, was das Gegenteil des Kampfes ist: die Liebe, welche das Glück und das Wohlergehen des einzelnen nicht trennen kann von dem Glück und dem Wohlergehen des anderen; welche in dem anderen nicht denjenigen sieht, auf dessen Kosten man vorwärtskommen kann, sondern denjenigen, dem man helfen muß. Wird die Liebe in der Seele geboren, dann wird der Mensch auch in der Außenwelt die schaffende Liebe sehen können."
Berlin, 29. September 1904 (GA 53)
Leis auf zarten Füßen naht es,
vor dem Schlafen wie ein Fächeln:
Horch, o Seele, meines Rates,
laß dir Glück und Tröstung lächeln -:
Die in Liebe dir verbunden,
werden immer um dich bleiben,
werden klein und große Runden
treugesellt mit dir beschreiben.
Und sie werden an dir bauen,
unverwandt, wie du an ihnen, -
und, erwacht zu Einem Schauen,
werdet ihr wetteifernd dienen!

Christian Morgenstern
"Und wenn ich Ihnen noch eines sagen soll, so ist es dies: Glauben Sie nicht, daß der, welcher Sie zu trösten versucht, mühelos unter den einfachen und stillen Worten lebt, die Ihnen manchmal wohltun. Sein Leben hat viel Mühsal und Traurigkeit und bleibt weit hinter Ihnen zurück. Wäre es aber anders, so hätte er jene Worte nie finden können.
Ihr:
Rainer Maria Rilke "
Alles Lernen ist nur
das Wegräumen von Ballast,
bis etwas übrig bleibt wie
eine leuchtende innere Stille.
Bis du merkst, dass du
selbst der Ursprung
von Frieden und Liebe
bist.

Sokrates

Lebensvolle Vernunft und klar stehender Verstand


„Die Gottheit aber ist wirksam im Lebendigen, aber nicht im Toten; sie ist im Werdenden und sich Verwandelnden, aber nicht im Gewordenen und Erstarrten. Deshalb hat auch die Vernunft in ihrer Tendenz zum Göttlichen es nur mit dem Werdenden, Lebendigen zu tun; der Verstand mit dem Gewordenen, Erstarrten, daß er es nutze.“
Goethe zu Eckermann

Problemstellung


Die im Leben immanent anwesende Weisheit stellt den Menschen an jene Stelle seines Einzellebens, an dem der Mensch seine individuellen Probleme lösen kann. Allerdings leben und wesen in seinen Problemen nicht nur seine eigenen - auch die ungelösten Probleme der ganzen Menschheit.
Johann Wolfgang Busch
„Wenn man einen hohen Berg bestiegen hat,
stellt man fest, dass es noch viele andere
Berge zu besteigen gibt.“
Nelson Mandela
"Wir müssen begrenzte Fehlschläge akzeptieren,
aber wir dürfen niemals die grenzenlose Hoffnung verlieren."
Martin Luther King jr.
Tu soviel Gutes, wie Du kannst, und mache so wenig Gerede wie nur möglich darüber.

Charles Dickens

Das absolute Nichts

Gäbe es ein absolutes Nichts, so gäbe es darin absolut nichts, nicht einmal ein absolutes Nichts.
Das ist der Grund dafür, dass es ein absolutes Nichts nicht geben kann.


Johann Wolfgang Busch

Verschlossenheit und Weltoffenheit

Der sich artikulierende Mensch gibt Aufschluss über die Welt und zugleich über sich selbst. Je mehr er sich von der ungetrennten Einheit der Welt abschließt, umso unbewusster ist er und umso mehr spricht er nur von sich selbst. Je verbundener er dem Ganzen der Welt ist, umso bewusster ist er und umso mehr hat er auch über die Welt mitzuteilen.
Das Paradoxe hierbei ist: Je mehr er sich nur in sich selbst zurückzieht, umso mehr verliert er sich. Je mehr er bereit ist Teil der ganzen Welt zu sein, umso mehr findet er sich.
Und das kann nicht dogmatisch aufgefasst werden wenn man bedenkt, dass Weltoffenheit oder Weltverschlossenheit in erster Linie der innere Seinszustand des Menschen selbst ist, mit dem er der Welt gegenübertritt, mit dem er eben Teil dieses Weltganzen ist.


Johann Wolfgang Busch

Lebensweg

Verurteile keinen. Denn wisse: Der, den du verurteilst, geht seinen Lebensweg nicht nur für sich selbst - er geht ihn auch für dich.

Johann Wolfgang Busch

Bis zum anderen Ufer

In der Zeit aller Zeiten und im Augenblick aller Augenblicke,
da erwachte der lebendige Mensch, und er sprach:
"Ich bin keines der toten und starren Bilder der Welt,
Ich bin eins mit dem seienden Wunderurgrund der Welt,
der lebenatmend alles Dasein durchströmt.
Bruder, der du noch irrend, noch tastend das Leben suchst,
ich will dich tragen, wo du nicht lerntest schon selber zu gehen,
ich will dich begleiten wo dein Weg steil und gefahrenvoll ist,
ich werde bei dir sein bis du das andere Ufer erreichst!"


Johann Wolfgang Busch

Im Garten der Zeit

Im Garten der Zeit sah ich dein Gesicht,
wo Wege sich winden zum Lebensbaum
und deine Schritte vom Tal ins Licht
der Berge führen im Lebenstraum -
reich' ich dir die Hand.

Wo in dem Schatten der Weltenzeit
sich Wege begegnen im Lebenswald,
und Spuren führen durch Jung und Alt,
zur stillen Lichtung der Ewigkeit -
reich' ich dir die Hand.

Im Garten der Zeit sah ich dein Gesicht,
wo der Himmel die Erde so sanft berührt,
wo am Toten ersteht unser Lebenslicht,
und Liebe vom Irrtum zur Wahrheit führt -
reich' ich dir die Hand.

Wenn ich dich einst finde im Weltenlicht,
wo Geist, sich erkennend, im Leben webt,
ersteht mir von neuem dein Angesicht,
wo neu, immer neu die Gestalt sich hebt -
'reich ich dir die Hand.

Im Garten der Zeit seh ich dein Gesicht,
wo Menschen vom Abbild der Welt befreit,
die Erde erheben zum Sternenlicht,
und Zeit selbst sich wandelt zur Ewigkeit -
reich' ich dir die Hand.


Johann Wolfgang Busch

Tod und Werden

Alles was ward muss hier wieder vergehen,
die Zeitgestalt verfällt dem dunklen Tod,
doch werden über Sternenwiesen gehen
einst, Menschen, frei von aller Erdennot.

Denn was da spricht, erneuert sich im Schweigen
und was erlernt ward, sinkt zum tiefen Grund,
und was da schwieg, zum Tanz wird es, zum Reigen,
hörst du das Lied nicht von des Lebens Mund?

„Und alles was da stirbt muss wieder werden,
weil Liebe uns durch Tod und Dasein führt,
dass erst ersteht im Himmel und auf Erden,
was er, der Geist des Lebens, tief berührt.“


Johann Wolfgang Busch

Wahrheit und Liebe

Die "Wahrheit, die da ist", als eine Kunde von dem Einssein mit dem Urgrund aller Dinge, würde nur totes Weltgesetz im Menschenleben bleiben, ginge sie nicht durch unser ganzes Wesen als die Tat, welche der freie Mensch im Dienst am Anderen vollbringt - durch diese Tat wird sie auf wundersame Art belebt - indem sie Liebe wird.


Johann Wolfgang Busch

Toleranz

Tolerant zu sein bedeutet nicht die Unterschiede zu verwischen. Wären sie unkenntlich gemacht, was gäbe es zu tolerieren?
Toleranz ist die Liebe zum Menschen, die nicht nur das Gemeinsame sucht, sondern sich auch an den Unterschieden erfreut, weil der Andere gerade daran sichtbar wird.
Es ist Liebe, der das Unkenntlichmachen dieser Unterschiede geradezu einen schmerzlichen Verlust bedeuten wuerde.

Johann Wolfgang Busch